Sonntag, 1. Februar 2015

Das blaue Patriarchat

Ich habe gestern den Film "Die Schlümpfe" gesehen. Schon während dem Schauen habe ich mich über das vermittelte Weltbild geärgert. Als ich dann im Bett lag und die Zeit und die Stille richtiges Nachdenken zuliessen, habe ich mich in Rage gegrübelt.

Bild via moviepilot.de

Die ganze Geschichte rund um die Schlümpfe ging irgendwie immer an mir vorbei. Als Kind durfte ich sehr selten fernsehen, und wenn ich dann mal durfte, habe ich mich für Xena oder Buffy entschieden.
Ich habe gestern also das erste Mal ein Einblick in die Welt in Schlumpfhausen bekommen. Und am liebsten hätte ich gleich alles wieder vergessen.

In Schlumpfhausen leben 100 Schlümpfe. Angeführt werden die blauen Männchen vom Papaschlumpf. eine Mamaschlumpf existiert nicht und wird mit keinem Wort erwähnt. 99 Schlümpfe sind männlich und haben allesamt eine Persönlichkeit. Bereits ihre Namen verraten etwas über ihre Charaktereigenschaften. Clumsy ist zum Beispiel etwas tollpatschig, Mc Tapfer ist, nun ja, besonders tapfer, Fauli Schlumpf ist faul.
Dann gibt es aber auch eine einzige weibliche Schlümpfin. Sie heisst Schlumpfine und auch hier verrät ihr Name ihre wichtigste Eigenschaft: Sie ist weiblich.

Männer dürfen folglich alles mögliche sein, Grummelig, schlau, böse, väterlich und so weiter. Frauen sind einfach nur Frauen und das soll bitteschön genügen.




Papa Schlumpf zeigt seinen magischen Ring, Schlaubi Schlumpf zeigt seinen Schlaumeier-Finger, Muffischlumpf ist grummelig. Und Schlumpfine? Ist einfach nur liebreizend.
Bild via http://de.yoyowall.com/

Sie trägt ein weisses Kleidchen, während die anderen Schlümpfe sich mit einer Hose begnügen müssen. Sie hat blondes, walllendes Haar, bei den Anderen ist kein einziges Haar unter der Mütze zu sehen. sie hat Highheels an, alle ihre Freunde dürfen barfuss rennen und klettern.

Dieser Film zeigt eine unglaublich unwirkliche Welt, in der das Geschlechterverhältnis nicht 51 zu 49 ist, sondern 99 zu 1. Anstatt einfach alle hundert Schlümpfe als neutrale Wesen zu zeigen, entschieden sich die Macher/innen für eine männliche Welt in der alle Klischees bedient werden.

In einer Szene des Films steht Schlumpfine mit einem neuen Kleid, über das sie sich sehr freut, über einem Lüftungsauslass. Ihr Kleid wird hochgeweht und ihre Beine sind nackt. Ein tolle Hommage an Marilyn Monroe und auch wirklich super in einem Film, der sich hauptsächlich an Kinder richtet. Nicht.

Der absolute Gipfel folgt gegen Ende, als die Zuschauer/innen erfahren, dass Schlumpfine von Gargamel, dem Bösewicht des Films, erschaffen wurde. Sie sollte quasi als Spionin eingesetzt werden, um Geheimnisse aus Schlumpfhausen an Gargamel weiterzugeben. Der gute Papaschlumpf hat sie aber zum Glück gerettet und sie darf nun auch im tollen blauen Land leben. An dieser Stelle darf nun gekotzt werden.

Ich möchte nicht, dass meine Tochter diesem Film irgendwann mal schauen wird. Sie soll nicht lernen, dass die Welt von einem alten Mann regiert wird, dass sie als Frau eine Ausnahme darstellt und dass ihre einzige Aufgabe darin besteht sexy und süss zu sein.

Vielleicht schicke ich allen Filmstudios eine Ausgabe des wirklich tollen Buches Die Rosa-Hellblau-Falle von Almut Schnerring und Sascha Verlan. Und hoffe dass sich bis in fünf bis zehn Jahren alles zum Guten gewendet hat.

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